Das Mauerblümchen
Es war einmal ein Mädchen, ein sehr schüchternes Mädchen. Sie liebte die Welt der Bücher und ihre Freundinnen, die jedoch so viel größer und schöner erschienen als sie selbst. Sie liebte ihre Familie und ihren Bruder, der zwar jünger war, aber so viel mutiger und so gar kein bisschen schüchtern. Sie machte viele Dinge, die ihr Spaß machten und stellte sich vielen Herausforderungen, die sehr schwer waren, die andere als sehr einfach zu bewältigen schienen.
Sie war 10 Jahre alt und saß in der vorletzten Bank in der Schule neben ihrer Freundin. Während sie in ihr Heft zeichnete, rief sie der Lehrer auf. Er nannte sie Cecilia, was nicht ihr Name war, aber der Name gefiel dem Mädchen. Außerdem sagt er: "Cecilia, mein Mauerblümchen, zeig mir, was du Schönes gemalt hast."
Das Mädchen freute sich sehr über den Vergleich mit der Blume und legte dem Lehrer voller Stolz ihr Heft auf den Tisch.
Zu Hause angekommen fragte das Mädchen seine Mutter, wie denn so ein Mauerblümchen aussehe. In ihrer Vorstellung war es eine leuchtende Blume in den schönsten Rosafarben, die sich mit saftigen grünen Blättern an einer steilen Mauer, allen Gefahren zum Trotze, wunderbar entlang rankte.
Die Mutter war verwundert über diese Frage und erklärte, dass man damit eine Person bezeichnete, die unscheinbar wäre und kaum beachtet würde. Eine Person, die am Rande stünde.
Da wurde das Mädchen sehr traurig und ihr Blick nach Innen veränderte sich. Wurde sie wirklich nicht beachtet? War der Grund für den schönen Namen jener, dass der Lehrer ihren Namen einfach nicht wusste? War irgendetwas nicht in Ordnung mit ihr? Warum?